Lydia Mutsch au sujet des "Maisons médicales"

"Die Planung ist schwierig"

"Die medizinische Grundversorgung in Luxemburg ist gesichert. Das sieht man unter anderem an der Anzahl der im Land tätigen Ärzte, die von 1521 im Jahr 2006 auf 1921 in 2012 gestiegen ist. Auch ist das Gesundheitsministerium darüber informiert, welcher Arzt mit welcher Spezialisierung sich wo etabliert, weil sie uns das mitteilen müssen. Eine Planung der Anzahl und Verteilung der Ärzte, wie im Krankenhauswesen, ist aus verschiedenen Gründen schwierig."

TÉLÉCRAN: Reichen die drei bestehenden "Maisons médicales“ aus oder fehlt noch eine im Osten respektive im Norden des Landes?

Lydia Mutsch: Die "Maisons médicales" sind eingeführt worden, um den Vertretungsdienst außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Arztpraxen zu garantieren und die Polikliniken der Krankenhäuser zu entlasten, ohne aber ein Notfalldienst zu sein. Das System sieht eine solche Struktur in jeder der drei Krankenhausregionen (Süden, Zentrum und Norden) des Landes vor. Laut Spitalplan gehört der Osten nicht dazu. Des Weiteren soll eine "Maison médicale' in der Nähe eines Krankenhauses funktionieren, damit Patienten auf dessen medizinische Dienste wie Röntgen, Labor usw. zurückgreifen können. Da es im Osten des Landes kein Krankenhaus gibt, würde eine "Maison médicale" dort nicht viel Sinn machen, Ich plädiere eher für die Gründung von Gemeinschaftspraxen, sowohl im Norden wie auch im Osten des Landes, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Diese könnten denn auch in abgelegeneren Ortschaften angesiedelt werden.

TÉLÉCRAN: Bezüglich das Krankenhauswesen gibt es den Spitalplan. Ist vorgesehen auch in puncto Primärversorgung eine Art medizinische Demographie einzuführen?

Lydia Mutsch: Die medizinische Grundversorgung in Luxemburg ist gesichert. Das sieht man unter anderem an der Anzahl der im Land tätigen Ärzte, die von 1521 im Jahr 2006 auf 1921 in 2012 gestiegen ist. Auch ist das Gesundheitsministerium darüber informiert, welcher Arzt mit welcher Spezialisierung sich wo etabliert, weil sie uns das mitteilen müssen. Eine Planung der Anzahl und Verteilung der Ärzte, wie im Krankenhauswesen, ist aus verschiedenen Gründen schwierig. Luxemburg ist ein kleines Land, das viele Mediziner aus dem Ausland anzieht. Wenn wir nun 2014 einen Mangel an Kardiologen feststellen und den Luxemburger Medizinstudenten zu dieser Spezialisation raten würden, könnte es durchaus sein, dass in den Folgejahren sich ausländische Herzspezialisten im Großherzogtum niederlassen. Somit wäre dann der Mangel behoben, ehe die Studenten ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Dieses Phänomen macht sich in einem kleinen Land natürlich deutlicher bemerkbar, als in Frankreich oder Deutschland. Darüber hinaus funktioniert in diesen Ländern die Planung des Ärztewesens nicht wirklich.

TÉLÉCRAN: Wie sehen Sie den Betrieb von Gemei nschaftspraxen?

Lydia Mutsch: Die Regierung steht der Schaffung von "Cabinets de groupe" sowie "Cabinets pluridiscipliaires" grundsätzlich positiv gegenüber. So steht es auch im Regierungsprogramm. Solche Praxen haben zum Beispiel den Vorteil, dass die Sprechstunden verlängert werden können. Es müssen allerdings Maßnahmen ergriffen werden die verhindern, dass es in solchen Strukturen zu Missbräuchen zum Beispiel beim Verrechnen der medizinischen Leistungen kommen kann.

TÉLÉCRAN: Welchen Stellenwert hat die Basisversorgung in der Gesundheitspolitik?

 Lydia Mutsch: Der Allgemeinmediziner ist die Stütze unseres Gesundheitssystems. Die Regierung unterstützt dessen zentrale Rolle zum Beispiel durch den Referenzarzt, der ihn im Interesse des Patienten bei der Koordinierung der Präventivmaßnahmen und Behandlungen unterstützt.

TÉLÉCRAN: Laut der Ärztevereinigung AMMD entlasten die "Maisons médicales' die Notaufnahmen der Krankenhäuser nicht wesentlich. Vor allem weil der Großteil der zugezogenen Bürger sich nicht im Gesundheitssystem auskennt.

Lydia Mutsch: Die „Maisons médicales“ sind gut besucht, doch die Zahl der Konsultationen ließe sich noch verbessern. Denn es gibt immer noch Menschen aller Nationalitäten und Bevölkerungsschichten, die eher den Reflex haben, sofort in die Notaufnahme zu gehen, anstatt zuerst in die "Maison médicale'. Wir müssen sowohl die Luxemburger wie auch die Ausländer noch weiter für dieses Angebot sensibilisieren. Das Regierungsprogramm sieht eine Auswertung des Systems der "Maisons médicales" vor. Angestrebt werden eine bessere Zusammenarbeit zwischen diesen Strukturen und den Krankenhäusern, besonders den Notaufnahmen, sowie die Regelung der Verantwortung.

TÉLÉCRAN: Wie stehen Sie zu dem Projekt einer "Medical School" in Luxemburg?

Lydia Mutsch: Wie im Regierungsprogramm festgehalten wurde, werden Überlegungen geführt, das Medizinstudium an der Uni Luxemburg auszubauen. Momentan kann man dort lediglich das erste Jahr des Bachelor in der Medizin absolvieren, sowie die spezifische Ausbildung in der Allgemeinmedizin. Das Grundstudium der Medizin muss man im Ausland abschließen, ebenso eine eventuelle Spezialisation. Die Überlegungen gehen in die Richtung, das gesamte Grundstudium in Luxemburg anzubieten. Die Idee einer "Medical School' befindet sich allerdings erst im Stadium der Machbarkeitsstudie. Solange diese nicht abgeschlossen ist, können wir nicht entscheiden, ob wir eine solche medizinische Ausbildungsstätte in Luxemburg einrichten, oder die Kooperation mit Universitäten, vor allem im nahen Ausland, ausbauen.

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